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Suleika will mit Dir reden # Kapitel Drei (Untermieter)

"Suleika will mit Dir reden!" sagte Robert und nahm das Tablett mit dem halb leer gegessenen Teller Brei von meinem Bett. Ich versuchte mich aufzurichten, und Robert tupfte mir mit einem Handtuch einige Essensreste von meinem Gesicht.

"Was will sie denn?" fragte ich kraftlos.
Aber da stand Suleika auch schon mitten im Zimmer: "Was will sie denn?" äffte sie mich nach und stemmte ihre Arme in das Gewabbel rund um ihre Hüften. Ich versuchte, mein Gesicht zu ihr zu drehen, und sofort waren die Schmerzen im Rücken, Nacken und Bauch wieder da.
"Das sage ich Ihnen: Bis morgen Abend habe ich meine Miete für die letzten drei Monate. - Entweder bar oder auf dem Konto!"
"Bis morgen.." wiederholte ich beinahe tonlos. Suleika nickte: "Ganz genau. Bis morgen. Und falls nicht, sage ich meinen Jungs, dass sie dich vor die Tür setzen!"
"Vor die Tür setzen" wiederholte ich und zitterte.

"Ich kann von meinen Büchern gut leben" - sagte der Herr zu mir." Suleika holte Luft: "Das reicht jeden Monat locker für die Miete" -  sagte der Herr Mieter zu mir." Suleika warf mir böse Blicke zu: "»Mein nächstes Buch wird ein Renner! Sie werden einen bekannten Autor bei sich zur Miete haben!« - War es nicht so?"

"Ja, das habe ich gesagt!" antwortete ich leise.
"Und? Was ist mir Ihrem tollen Bestseller?"
"Durch die Krankheit - konnte ich nicht weiterschreiben - - "
"Durch die Krankheit!"
"Mein Verleger hat mir deswegen noch keinen Vorschluss bezahlt - - "
"Schriftsteller! Schriftsteller! Niemals mehr kommt mir ein Schriftsteller als Mieter ins Haus!"
"Ich bitte Sie, geben Sie mir noch den nächsten Monat. In ein paar Wochen bin ich wieder flüssig"
"Keinen Monat! Keine Woche! Sondern morgen Abend!"

Suleika drehte sich um, stampfte aus der Tür und dann - jeder Tritt wie ein Hammerschlag - die alte Holztreppe hinunter. Robert huschte fast lautlos hinterher, löschte das Licht und schloss hinter sich die Tür.

Mond und Sterne warfen durch die beiden Fenster ein fahles Licht in das dunkle Zimmer
Ich fasste mir mit der rechten Hand über die Augen und weinte. Weinte.

 

E N D E

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